Pflegende Angehörige sind Personen aus der Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn eines pflegebedürftigen Menschen, die diesen Menschen ganz oder teilweise pflegen und betreuen.
Mit Angehörigen versteht man üblich die Familie, Freunde, Bekannte und Nachbarn. Die Familie ist auf informeller Basis der größte Pflegedienst im Staat. Die größte Personengruppe sind erwachsene Kinder, die ihre alten Eltern betreuen und pflegen, gefolgt von Eheleuten für ihren Partner, gefolgt von Eltern für ihre Kinder. Zum Extremfall, wenn Kinder oder Jugendliche pflegen, siehe Young Carers.
Die Pflegetätigkeit von Angehörigen für ihre pflegebedürftigen Mitmenschen, auch kurz Laienpflege genannt, wird in der Wahrnehmung durch Andere entweder als Selbstverständlichkeit abgetan oder weil in der Wahrnehmung unangenehm verdrängt. Sie baut auf Emotionen, Bindungen, Loyalität, Solidarität und moralische Verpflichtung.
Bei alten Menschen zeigt sich oft durch Vorboten, dass die Pflegebedürftigkeit bevorsteht. Beispielsweise Vergesslichkeit, welche eine beginnende Demenz sein kann, und eine ständige Anwesenheit einer Betreuungsperson erfordern kann. Oder häufige Stürze, was gerne unter Gebrechlichkeit zusammengefasst wird, und einen Stock, ein Rollmobil oder Rollstuhl notwendig macht und die Mobilität einschränkt. Beispielsweise erhöht ständiger hoher Blutdruck, chronischer Diabetes, Morbus Parkinson, ein Schlaganfall oder ein Unfall das Risiko der Pflegebedürftigkeit.
Vorsorge kann rechtlich durch Vorsorgevollmachten und Verfügungen getroffen sein, finanzielle durch Versicherungen, sozial durch intakte und aktive Beziehungen mit Anderen.
Angehörige werden trotz der Vorboten eher plötzlich mit der Pflegebedürftigkeit überrascht und sind dann einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt. Die Folgen können die Vernachlässigung eigener Bedürfnisse, ein Überfordungsyndrom bis zum Burnout bewirken. Psychisch belastend ist es, jemand Leiden zu sehen, und nicht helfen zu können. Physisch belastend sind immobile Menschen, die bewegt, gehoben, getragen und gestützt werden müssen. Verschärft kann es sein, wenn Menschen verwirrt von zuhause weglaufen und gesucht werden müssen. Oder aggressiv werden und nicht zu beruhigen sind. Permanent Klagende die auch ihre Möglichkeiten vernachlässigen. Pflege bei behinderten Kinder ist oft mit einer Hoffnungslosigkeit zur Zukunft verbunden.
Der zeitliche Aufwand kann bei Angehörigen dazu führen, dass andere Kontakte, die Hobbys und sonstigen Interessen zurück treten. Berufliche und sonstige Weiterbildungen bleiben auf der Strecke, Kontakte zu Freunden und Bekannten reduzieren sich, bedingen die Gefahr für Arbeitsplatzverlust und Isolation. Teilzeitarbeit führt zu Einkommensverlusten und zu einer geringeren Pension.
Professionelle Pflegende haben die Aufgabe, pflegende Angehörige zu unterstützen und Entlastungsmöglichkeiten aufzuzeigen und anzubieten.
Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte ging gegen die pflegenden Angehörigen. Frauen sind nun berufstätig, Hausfrauen sind zur Ausnahme geworden. Die Arbeitsplätze sind oft weit vom Wohnsitz der Eltern entfernt. Verheiratete Eheleute sind zur Minderheit geworden, der Trend zum Single-Haushalt setzt sich fort. Geringe Geburten bedingen weniger Kinder, die für Pflege in Frage kommen. Auch die Tatsache, dass die alten Menschen durch die verbesserte medizinische und pflegerische Betreuung vermehrt älter werden, bedingt, dass möglich pflegende Kinder selbst schon alt sind, selbst schon am Stock gehen, und nicht mehr belastbar sind.
2005 wurden in Österreich 540.000 Personen gepflegt, 17% davon stationär, 13% mit ambulanter Unterstützung. 70% wurden ausschließlich durch Angehörige zu Hause gepflegt, dabei war zu 80% eine Frau die Hauptpflegeperson, meist zwischen 50 und 70 Jahre alt.
Die Pflegebedürftigkeit, und deren Umfang, wird staatlich durch das Pflegegeldgesetz geregelt. Der zeitliche Aufwand für Betreuung und Pflege aufgrund einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung wird von einem Arzt erhoben.
Entlastung für die Pflege in der Wohnung kann je nach Bedarf und Situation durch Heimhelfer, Pflegehelfer oder Diplompfleger erfolgen. Auch die Rund um die Uhr Pflege kann stimmig sein. Schulungen und eine fortlaufende Kommunikation mit professionellen Pflegern entlastet, wie auch Selbsthilfegruppen und Angebote von Interessensvertretungen.
Filme
* Herbert Link: Mehr als ich kann. Dokumentarfilm, Österreich 2011.
Literatur
;Pflegenden Angehörige
* Verbraucher-Zentrale: Pflegende Angehörige - Balance zwischen Fürsorge und Entlastung. Verbraucherzentrale NRW, 2002.
* Elisabeth Bubolz-Lutz: Pflege in der Familie. Perspektiven. Lambertus, Freiburg 2006, ISBN 978-3-7841-1662-4.
* Martha Meyer: Pflegende Angehörige in Deutschland. Ein Überblick über den derzeitigen Stand und zukünftige Entwicklungen. Lit-Verlag, Hamburg 2006, ISBN 978-3-8258-9921-9.
* Sabine Metzing: Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige. Erleben und Gestalten familialer Pflege. Hans Huber Verlag, Bern 2007, ISBN 978-3-456-84549-4.
* Ilse Biberti: Hilfe, meine Eltern sind alt. Wie ich lernte, Vater und Mutter mit Respekt und Humor zu begleiten. Ullstein, Berlin 2008, ISBN 978-3-548-36980-8.
;Angehörige im Pflegeheim
* Sabine Kühnert: Das Verhältnis zwischen Angehörigen von Heimbewohnern und Mitarbeitern im Altenpflegeheim. Begegnungsformen, Konflikte, Kooperation. Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43556-8.
Weblinks
* Christoph Gensluckner, Johannes Holzer: [http://www.oegkv.at/fileadmin/docs/Fachbereichsarbeiten/FBAGensluckner-Holzer.pdf Pflege aus Sicht der pflegenden Angehörigen (Laienpflege). Empirische Untersuchung bezüglich Belastungen pflegender Angehörigen und deren Entlastungsmöglichkeiten.] Fachbereichsarbeit, Gesundheits- und Krankenpflegeschule Kufstein, Juli 2005.
* Sannah Koch: [http://www.zeit.de/2009/46/M-Pflegende-Kinder Kinder als Pfleger] ZEIT ONLINE, 7. November 2009.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pflegende_Angeh%C3%B6rige